Affenbrotbaum - Afrikas umgedrehter Baum

Die stummen, schemenhaften Wächter der afrikanischen Landschaft haben eine faszinierende Geschichte zu erzählen. Normalerweise findet man sie in trockeneren Gebieten, in denen sie gut gedeihen. Der riesige, fleischige Stamm und die Äste wirken wie breiige Schwämme und machen den Affenbrotbaum, auch Baobab genannt, zur größten sukkulenten Pflanze der Welt.

Afrikas uralte Giganten

Laut Schätzungen können Affenbrotbäume ein stolzes Alter von bis zu 2500 Jahren erreichen, obwohl einige Zweifel bzgl. der Lebensspanne dieser prähistorisch aussehenden Pflanzen bestehen. Da es sich um Laubbäume ohne das typische jährliche Ringwachstum von Laubbäumen handelt, muss bei der Feststellung des Alters auf das wissenschaftliche Verfahren der Kohlenstoffisotopen-Datierung zurückgegriffen werden. In Namibia befindet sich ein Baobab, der 1275 Jahre alt ist – aber ich glaube, der Safari-Romantiker, der sicherlich in uns allen verborgen liegt, würde gerne glauben, dass die Riesen noch älter werden!

Livingstones „Big Tree“ in Simbabwe

Eines der größten und bekanntesten Exemplare ist als „The Big Tree“ bekannt und befindet sich westlich der Victoriafälle in Simbabwe, wo er von David Livingstone in seinen Aufzeichnungen von 1855 beschrieben wurde.

Eine vorsichtige Schätzung des Alters des Baumes deutet darauf hin, dass er irgendwann gegen Ende des Römischen Reiches als Setzling gekeimt ist und seit Jahrhunderten bis zum heutigen Tag über dem Sambesi thront. Er ist beeindruckende 25 m hoch und hat einen Stammumfang von über 40 m. Das bedeutet, dass man 20 erwachsene Männer bräuchte, die alle mit ausgestreckten Armen stehen Hand in Hand um den Stamm stehen, um den Riesen zu umfassen!

Noch heute ziehen Affenbrotbäume Reisende und Entdecker an, die sich auf den Weg machen, um diese eindrucksvollen Pflanzen aus nächster Nähe zu betrachten. Zu Recht, denn der Große Baum hat nahezu den Status einer eines Denkmals erlangt.

Berühmte Baobabs in Botswana

Es gibt weitere bekannte Exemplare, die irgendwann einmal wichtige Orientierungspunkte für frühe Entdecker waren. Solche Affenbrotbäume stehen noch immer am nördlichen Rand der Makgadikgadi-Pfannen in Botswana und dienten unerschrockenen Entdeckern wie den Gebrüdern Green und James Chapman während ihrer gefährlichen Durchquerung der alten Pfannen in den 1850er Jahren als Orientierungspunkte. Livingstone selbst nutzte Chapmans Baobab (und fand seine Gravuren auf dem Baum) etwa 20 Jahre später und merkte an, dass der hohe Baum in der trockenen, flachen und strukturlosen Landschaft wahrscheinlich sein Leben rettete. Chapmans Affenbrotbaum wurde auf ein Alter von etwa 1350 Jahren datiert und starb leider im Jahr 2006.

Multifunktionale Affenbrotbäume

Für ein wenig Amüsement sorgt, dass andere ikonische Bäume ausgehöhlt und als Postamt, Unterstände und sogar als Offiziersbar im Zweiten Weltkrieg verwendet wurden. In Kasane am Chobe River in Botswana wurde ein Affenbrotbaum als Arrestzelle genutzt, bevor eine richtige Polizeistation eingerichtet werden konnte!

Baobabs – einzigartig und bizarr

Als größter und imposantester Baum des gesamten Kontinents ist diese etwas seltsam geformte und wundersame Pflanze ebenso einzigartig wie merkwürdig. Da das Fruchtfleisch und die Fasern keine holzige Struktur haben, kann der Baobab technisch gesehen eher als eine riesige Grasart denn als Baum eingestuft werden. Man schätzt, dass das Fruchtfleisch etwa 60% Wasser enthält, weshalb dieser langsam wachsende Riese viele Vertiefungen, Spalten und Höhlen aufweist, die bis tief in die Trockenzeit hinein Wasser speichern und seit Jahrhunderten als Notreservoir genutzt werden.

Elefanten schälen in der Trockenzeit die Rinde ab und können dem Baum dabei irreversible Schäden zufügen. Die Früchte, Blätter und Blüten sind wertvolle Nahrungsquellen für viele verschiedene Tiere. Das Fruchtfleisch ist äußerst nahrhaft und wird vom Menschen zur Herstellung von Brot und einem recht erfrischenden Getränk verwendet. Auch die Samen, Blätter und Wurzeln sind essbar, sodass es sich um einen wertvollen Baum handelt, der auf traditionelle Weise überlebt.

Ein Baum der Fabeln und Legenden

Er ist auch ein Baum der Fabeln und Legenden, denn seine vielen Eigenheiten blieben den ersten Bewohnern der Kalahari, den San-Buschmännern, nicht verborgen. In der Trockenzeit, wenn der Affenbrotbaum seine Blätter verloren hat, ähneln die ausladenden, spindeldürren Äste Wurzeln und werden von den Buschmännern, wie ich zugeben muss, zu Recht als „umgedrehter Baum“ bezeichnet, der vom Himmel gefallen sei.

Die Tatsache, dass es einige Jahre dauert, bis eine junge Baobab-Pflanze einer erwachsenen Pflanze ähnelt (ihre Blätter sind unterschiedlich), faszinierte die Buschmänner ebenfalls. Wenn er nicht aus der Erde gewachsen ist und seine Wurzeln oben liegen, dann muss er vom Himmel gefallen sein!

Eine weitere Besonderheit des Baumes ist, dass er sich aufgrund seines leichten faserigen Holzes sehr schnell zersetzt. Mit einem geschätzten Trockengewicht von etwa 50 Tonnen über dem Boden kann ein großer Baobab nach seinem Tod innerhalb weniger Jahre vollständig verwittern. Die Legende wuchs sogar noch weiter, denn die Tradition besagt, dass der Baum nach seinem Tod wieder in den Himmel zurückkehrt.

Wie vom Himmel gefallen

Affenbrotbäume sind nicht die höchsten Bäume Afrikas. Diese Ehre gebührt dem Bergmahagoni, der an den Hängen des Kilimandscharo bis zu 80 m hoch werden kann (der höchste Baum der Welt ist übrigens ein Mammutbaum in Kalifornien mit beeindruckenden 133 m).

Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es nur eine einzige Affenbrotbaumart, obwohl Botaniker auf eine zweite Art hinweisen. Kurioserweise gibt es auf der Insel Madagaskar sechs verschiedene Affenbrotbaumarten...vielleicht haben die Buschmänner ja doch recht!