Gruppe von Menschen in Botswana

Einblicke in die Knyphausen Stiftung

Interview: Knyphausen Stiftung in Botswana

Theda Gräfin Knyphausen ist Gründerin der in Botswana tätigen Knyphausen Stiftung für Nachhaltigkeit, Naturschutz und Bildung. Welchen Effekt Haussitting in Südafrika auf sie ausübte, wie die Mutter einer Stipendiatin für Gänsehaut sorgte und welcher Feuereifer in Kindern stecken kann – das und Weiteres verrät Theda Knyphausen im Gespräch mit Conscious Explorer.

Im Jahr 2015 wurde die Knyphausen Stiftung für Nachhaltigkeit, Naturschutz und Bildung von Dir, Theda Knyphausen, ins Leben gerufen. Was genau macht die Stiftung? Wofür steht sie und was sind ihre Ziele?

Die Knyphausen Stiftung für Nachhaltigkeit, Naturschutz und Bildung entfaltet ihre Arbeit schwerpunktmäßig in Botswana, genauer gesagt in meiner Wahlheimat Maun, und richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche. Der Aspekt der Aus- bzw. Weiterbildung bildet dabei ganz klar das Kernstück der Arbeit. Unser Ziel: die junge Generation im Erwerb von mehr Selbstverantwortung und damit auch von mehr Verantwortung für die Umwelt, die sie umgibt, zu unterstützen. In unseren Augen stellt Bildung dabei den alles entscheidenden Schlüssel dar – um in der langfristigen Konsequenz dann auch selbst Naturschutz betreiben zu können.

Wie kam es zur Gründung der Knyphausen Stiftung? Gab es einen ganz bestimmten Schlüsselmoment, der Dich zur Gründung der Stiftung bewog? Und wie wurde der Stein „Knyphausen Stiftung“ letztendlich ins Rollen gebracht?

Schon im Jahr 1998 hatte es mich für einige Monate ins südliche Afrika verschlagen – eine Zeit, in der meine Faszination für den unglaublichen Facetten- und Artenreichtum dieses besonderen Fleckens Erde geweckt wurde. 2012 entschied ich mich schließlich dazu, wieder dorthin zurückzukehren.

Nachdem ich zunächst für einen mobilen Safari-Anbieter in der Akquise und Betreuung deutscher Safari-Gäste tätig war, setzte 2013 ein Prozess des Umdenkens ein. Ich stellte fest: 'Das ist mir einfach nicht genug.' Ich fühlte mich privilegiert und wollte etwas zurückgeben.

An Weihnachten desselben Jahres passte ich auf das Haus eines guten Freundes in Südafrika auf und fasste dort den Entschluss, den Safari-Anbieter Consafarity zu gründen. Zusammengesetzt aus den drei Begriffen 'Conservation', 'Safari' und 'Sharety', bringt Consafarity den Wunsch zum Ausdruck, die einmalige Natur des südlichen Afrikas nachhaltig zu schützen und mit Safari-Gästen aus aller Welt zu teilen. Bis 2015 setzte ich den Aspekt von „Giving Back“ mittels Consafarity um. Doch auch das reichte irgendwann nicht mehr, sodass es Ende 2015 zur Gründung der Knyphausen Stiftung kam.

»Ich glaube einfach an die (mit-) menschliche Verantwortung, die jeder von uns hat. Mit meinem Familienhintergrund sind mir vielleicht noch einmal mehr Möglichkeiten geboten als anderen und damit sehe ich meine Verantwortung darin, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.«

Consafarity operiert weiterhin und lässt von jeder Safari-Buchung einen bestimmten Prozentsatz unmittelbar in die Projekte der Knyphausen-Stiftung fließen.

Da mir das Thema Müllproduktion bzw. -vermeidung in Maun als dringlich erschien, wurde der Bereich Waste Management als erstes Stiftungsprojekt angesetzt. Unterstützung kam von Klaus Schätte, einem guten Freund aus Köln, der auf einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Umweltbildung und Müllhandhabung blickt und bereits mit Menschen in Nepal und Indien zusammengearbeitet hat. Durch die Hilfe von Joyce Malema, einer lokalen Bildungsreferentin, konnte sodann das Projekt Waste Management an verschiedenen Schulen in Maun implementiert werden.

Wie entstehen solche Kooperationen? Kommen die Menschen/Institutionen vor Ort auch auf Euch zu oder macht ihr in der Regel den ersten Schritt?

Nachdem die Knyphausen Stiftung ins Leben gerufen wurde, kam ich in Kontakt mit dem lokalen Verein Future Explorers Youth Society und deren Gründer James Pitseyagae. Schnell stellten wir fest, dass wir ein ähnliches Mindset besitzen, indem wir beide auf das Erreichen von Kindern und Jugendlichen setzen, um nachhaltige Veränderungen erzielen zu können. 2017 folgte der Zusammenschluss und die gemeinsame Gründung des Junior Ranger-Programms in Botswana, das inzwischen das Herzstück der Knyphausen Stiftung bildet.

»Kinder und Jugendliche erreichen – ich denke, das ist der Schlüssel, wenn man nachhaltig und langfristig etwas bewirken möchte.«

Der Zusammenschluss mit einem lokalen Verein war für mich ein bedeutsamer Schritt. Während die Knyphausen Stiftung eher im Hintergrund agiert und für Organisation, Koordination, Spendengenerierung etc. zuständig ist, fungiert die Future Explorers Youth Society als wichtiger Akteur bei der Umsetzung konkreter Projekte.

Während wir in der Anfangszeit noch diejenigen waren, die Kontakt zu Schulen vor Ort aufgenommen haben, hat sich unsere Arbeit mittlerweile herumgesprochen. Die Awareness ist gewachsen, sodass nun auch Menschen an uns herantreten und über eine Partnerschaft sprechen möchten.

Welche konkreten Projekte setzt die Knyphausen Stiftung aktuell um und mit wem arbeitet sie zusammen?

Die Knyphausen Stiftung ist zum jetzigen Zeitpunkt an zehn Schulen in und um Maun aktiv. Den Dreh- und Angelpunkt stellt, wie bereits angeschnitten, das sogenannte Junior Ranger-Programm dar. Unser Initialprojekt Waste Management ist inzwischen vollständig in dieses eingebettet. Das Junior Ranger-Programm nimmt Umweltbildung und -erziehung in den Blick und fördert die teilnehmenden Kinder auf spielerische Art und Weise in der intensiven Auseinandersetzung mit Themen des Tier- und Umweltschutzes.

Zum aktuellen Zeitpunkt läuft, mit Unterstützung der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, ein Gartenprojekt, zu dem sich ab Juli 2021 ein von der Schmitz-Stiftung gefördertes „Biodiversity and Wildlife Protection“-Projekt gesellen wird.

Darüber hinaus vergibt die Knyphausen Stiftung an junge Erwachsene aus Botswana Stipendien für eine Ausbildung zum professionellen Safari Guide.

Junior Ranger streicht eine Wand

Was waren bislang die größten Schwierigkeiten bei der Stiftungsarbeit bzw. sind es auch weiterhin?

Das aktuell größte Problem stellt sicherlich die Corona-Pandemie dar. Aus meinem Besuch 2020 in Deutschland, der ursprünglich nur wenige Wochen dauern sollte, wurden aufgrund der eingeschränkten Reisefreiheit mehrere Monate, sodass ich nicht vor Ort in Botswana sein konnte. Abgesehen davon war es aufgrund des lokalen Lockdowns in Botswana unmöglich, die wöchentlichen Aktivitäten an den Schulen wie gewohnt fortzuführen.

Generell erweisen sich kommunale oder staatliche Strukturen immer wieder als Herausforderung. So kann es passieren, dass der von den Kindern separierte Müll nicht in ebendieser Form abgeholt werden kann, weil entsprechende Fahrzeuge fehlen oder die Kommunikation zwischen Regierung und Transportunternehmen lückenhaft verläuft.

Zu guter Letzt würde ich mir wünschen, dass die Eltern der teilnehmenden Kinder mehr Engagement und Interesse zeigen, denn von ihnen kommt leider bislang nur wenig Unterstützung. Obwohl es mit dem Einsatz der Lehrkräfte anfangs ebenfalls etwas holprig verlief, ist deren Bereitschaft und Mitarbeit inzwischen einfach großartig.

Und was ist bisher Deine schönste „Foundation Story“?

Es muss im Jahr 2019 gewesen sein, dass ich für den Beitrag eines lokalen Fernsehsenders kurz zu Wort kam.

Nachdem der Beitrag ausgestrahlt wurde, rief mich unsere erste Safari Guide-Stipendiatin Grace an und erzählte mir, dass sie einen Anruf von ihrer Mutter erhielt, die ihr wiederum sagte: 'Grace, Deine Mutter ist im Fernsehen zu sehen.'

Dass eine Mutter mir ihre Dankbarkeit für die Förderung ihres Kindes entgegenbringt, indem sie mich in ihren eigenen Status emporhebt, ist mir unglaublich zu Herzen gegangen und hat mich zutiefst berührt.

Immer wieder berührt es mich auch, wenn ich sehe, wie die Kinder sich regelmäßig auf den Weg zu uns machen, um gemeinsam mit uns an den Projekten zu arbeiten – und das eben vielfach ohne die Unterstützung ihrer Eltern. Erst letzte Woche haben wir für unsere jungen Ranger neue Pullover erhalten und die Freude und Begeisterung, die einem beim Verteilen der „Junior Ranger“-Outfits aus den Gesichtern der Kinder entgegenspringt, geht einfach unter die Haut.

»Die Kinder kommen am Samstag, und zwar nicht wirklich mit der Unterstützung ihrer Eltern, um mit uns im Garten herumzuwühlen und einfach etwas mit uns zu machen. Dieses Eigenengagement berührt mich sehr.«

Einmal angenommen: Die Knyphausen Stiftung bekommt eine Schwester. Wofür würdest Du Dich mit der neuen Stiftung einsetzen? In welchem Bereich wäre diese aktiv?

Mein erster Einfall: eine eigene Schule bzw. ein eigenes Ausbildungscamp im Conservation-Bereich. Dieses wäre jedoch sicherlich eng mit der Knyphausen Stiftung verwoben und würde den Kindern und Jugendlichen noch viel gezielter und konzentrierter entsprechendes Praxis- und Theoriewissen an die Hand geben, um dann später im Conservation-Sektor arbeiten zu können.

Unsere Abschlussfrage: Welche 3 Eigenschaften oder Fähigkeiten sollte Deiner Ansicht nach ein erfolgreicher NGO-Gründer im Conservation-Bereich mit sich bringen?

Leidenschaft für das Thema, das einem am Herzen liegt. Das ist etwas, was man definitiv mitbringen sollte. Außerdem die Bereitschaft zur Kooperation. Damit kann die Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen internationalen NGOs gemeint sein, aber auch mit den Menschen vor Ort, weil hier oft viel Wissen und andere Ansätze vorhanden sind. Zu guter Letzt sollte die Motivation darin bestehen, etwas von Dauer zu erschaffen, also Langfristig- statt Kurzlebigkeit.

Die Knyphausen Stiftung

Die Knyphausen Stiftung engagiert sich in der Bildungsarbeit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu den Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit in Botswana.

Das Ziel der Stiftung ist es, junge Menschen für ihre Umwelt zu sensibilisieren und zu begeistern. Sie sollen für die Bedeutung der Natur aufgeklärt und ermutigt werden, Verantwortung für sich und ihre Umwelt zu übernehmen.

Wer die Arbeit der Knyphausen Stiftung finanziell unterstützen möchte, findet unter www.betterplace.org die Möglichkeit zu spenden.

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