Milchstraße in Namibia

Afrikas astronomische Wunder

Die "Big Five" des afrikanischen Nachthimmels

Der sternenübersäte Südhimmel ist eine wahre Oase für Stargazing-Anfänger und geübte Sterngucker gleichermaßen. Der Winter in Afrika ist die Saison der Milchstraße, wenn die Spiralarme unserer Galaxie an den kalten, trockenen Abenden hoch am Himmel stehen und unvergleichliche Ausblicke bieten.

Viele dieser Himmelserscheinungen sind mit dem bloßen Auge (wenn man weiß, wo man hinsehen muss) und mit einem einfachen Fernglas zu sehen. Es ist ein Irrglaube, dass ein großes Teleskop vonnöten ist, um diese Objekte zu sehen. In Wahrheit reichen ein gängiges Vogelbeobachtungsfernglas und etwas Fantasie aus, um die Wunder des Weltalls vom eigenen Garten aus zu erkunden.

Dabei lassen sich unter den Big Five des afrikanischen Nachthimmels zahlreiche wundersame Gebilde entdecken: angefangen von Gruppen aus Baby-Sternen, die gerade ihre Sternenreise antreten, über Sternhaufen, die fast so alt sind wie das Universum selbst, bis hin zu großen Wolken aus glühendem Gas, die sich über Lichtjahre erstrecken, und sogar außerirdische Galaxien. Die Liste der Sternschnuppen der südlichen Hemisphäre ist lang, doch unsere Top 5 geben einen guten Überblick darüber, welche Objekte es sich in jedem Fall zu beobachten lohnt.

1. Alpha Centauri

Alpha Centauri, offiziell Rigil Kentaurus genannt, ist der hellste Stern im Sternbild Centaurus. Dieses große Sternbild stellt den weisen und mitfühlenden Chiron dar, einen großen Lehrer der griechischen Götter, der seine Unsterblichkeit im Austausch für die Freiheit des Prometheus aufgab.

Rigil Kentaurus ist vor allem dafür bekannt, der nächste Nachbar der Sonne zu sein. Nah ist jedoch ein relatives Wort, da der Stern über 4 Lichtjahre von uns entfernt liegt. Das bedeutet, dass Rigil Kentaurus unfassbare 40 Billionen Kilometer von uns entfernt ist, und jeder, der die Reise in einem modernen Passagierflugzeug anzutreten gedenkt, muss 5 Millionen Jahre reisen, um ihn zu erreichen!

Milchstraße kenia

Durch ein kleines Teleskop betrachtet, zeigt sich jedoch die wahre Natur des Sterns. Es handelt sich nicht um einen einzigen Stern, sondern tatsächlich um drei Sterne, von denen zwei mit einer Amateurausrüstung eindeutig separiert werden können. Doppel-, Dreifach- und sogar Vierfachsterne sind in unserer Galaxie keine Seltenheit. Oder anders ausgedrückt: womöglich ist das einzig Ungewöhnliche an unserer Sonne die Tatsache, dass sie allein ist. Man stelle sich vor, wie unser Himmel mit zwei oder dreiSonnen aussehen würde! Der nächstgelegene der drei Sterne ist Proxima Centauri, ein roter Zwergstern, der zu klein ist, um visuell entdeckt zu werden.Astronomen haben jedoch kürzlich einen Exoplaneten entdeckt, der ihn umkreist und sich in der bewohnbaren Zone des Sterns befindet.

2. Die Magellanschen Wolken

Diese diffusen weißen Flecken am Himmel, die auch als Kapwolken bekannt sind, ähneln ihrem Namensvetter, scheinen sich aber nie zu bewegen oder aufzulösen. In Wirklichkeit handelt es sich bei den zwei Wolken um Zwerggalaxien, die langsam an unserer Milchstraße vorbeiziehen. Das kombinierte Licht ihrer Millionen von Sternen lässt sie wie geisterhafte Nebelflecken vor der tiefschwarzen Kulisse leuchten.

Die große und die kleine Magellansche Wolke sind zwischen 160.000 und 200.000 Lichtjahre von uns entfernt, aber trotzdem werden sie von unserer Schwerkraft drastisch beeinflusst und in unregelmäßige Formen verzerrt. Es wird immer noch darüber spekuliert, ob die Galaxien nur an uns vorbeiziehen oder ob sie sich verschränken und schließlich in Millionen von Jahren mit uns verschmelzen werden.

Das erstaunlichste Merkmal ist zweifellos der riesige Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke. Dieses gewaltige Gebiet der Sternentstehung ist trotz seiner unglaublichen Entfernung mit bloßem Auge als dunstiger weißer Fleck zu erkennen. Der Nebel ist eine stellare Kinderstube, in der große Wolken von Elementen kollabieren und neue Sterne entstehen, die bald ihrenstellaren Brutkastens verlassen und ein unabhängiges Leben beginnen werden. Der Tarantelnebel trägt seinen Namen aufgrund der rankenartigen Arme aus Staub und Gas, die man mit einem Teleskop von seinem Zentrum aus sehen kann.

3. Eta Carinae und der Carinanebel

Der Eta Carinae-Nebel ist ein riesiges Gebiet der Sternentstehung in unserer Galaxie. Das Gebiet ist so groß, dass man es nur mit einem Fernglas oder einem Low-Power Teleskop richtig sehen kann, aber sein diffuses Leuchten ist mit bloßem Auge in der Nähe der Sterngruppe „Segel des Schiffs“ im Sternbild Carina leicht zu erkennen. Tausende von fernen Baby-Sternen werden in diesem nebligen Schoß geboren, und es ist ihre hochenergetische Natur, die den umgebenden Staub ionisiert und zum Leuchten bringt.

Der Nebel ist nach einem der größten und energiereichsten Sterne in der Milchstraße, Eta Carina, benannt. Gegenwärtig ist der Stern gerade so mit bloßem Auge sichtbar, während er 1842 der zweithellste Stern am Himmel war. Aufgrund seiner gewaltigen Größe (mehr als 2 Mrd. km Durchmesser) ist Eta Carinae instabil und gilt als einer der wahrscheinlichsten Kandidaten für eine künftige Supernova. Diese Instabilität ist die Ursache für die veränderliche Natur des Sterns und beeinflusst seine scheinbare Helligkeit von der Erde aus gesehen im Laufe der Zeit.

eta carinae nachthimmel

Sollten wir das Glück haben, noch zu Lebzeiten Zeuge von diesem Ereignis zu werden, wäre die Explosion so hell, dass sie mehrere Wochen lang tagsüber sichtbar wäre und den Nachthimmel mehr als ein Jahr lang wie ein Vollmond erleuchten würde. Vielleicht liegt dieses Ereignis aber auch schon hinter uns: Da Eta Carina über 7.000 Lichtjahre entfernt ist, werden wir vomSchicksal des Sterns erst erfahren, wenn das Licht diese riesige Entfernung im Weltraum durchquert und uns hier auf der Erde erreicht.

4. Omega Centauri

Omega Centauri befindet sich im Sternbild Centaurus und ist eine riesige Kugel aus uralten Sternen, die in den äußersten Bereichen unserer Galaxien schwebt. Diese große Kugel ist über 17.000 Lichtjahre entfernt und leuchtet so hell, dass man sie selbst unter lichtverschmutztem Himmel mit bloßem Auge sehen kann.

Man geht davon aus, dass es in unserer Galaxie etwa 200 dieser Objekte gibt, aber Omega Centauri ist bei weitem das größte und hellste von allen. Er enthält schätzungsweise über 10 Millionen Sterne, die etwa 13 Milliarden Jahre alt sind, was bedeutet, dass diese Sterne zu denjenigen gehören, die am frühesten entstanden sind. Ihre einsame Position am Rande der Galaxie hat dazu geführt, dass sie seit Milliarden von Jahren nicht gestört wurden und Astronomen somit einen Einblick in die frühen Bedingungen des Universums bieten.

Omega Centauri

Omega Centauri ist nicht nur ein unglaublicher Anblick durch Ferngläser und vor allem Teleskope – sein wahrgenommener Ursprung ist sogar noch spektakulärer. Alles im Weltraum dreht sich. Die gesamte Galaxie dreht sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 250 km/Sekunde, und daher folgen die meisten Himmelsobjekte der gleichen Bahn. Omega Centauri jedoch bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung.

Man nimmt an, dass der Haufen einst eine Zwerggalaxie war, die sich zu nahe an die Erde heranwagte und von der Schwerkraft der Milchstraße absorbiert wurde. Die meisten ihrer Sterne wurden entweder von uns aufgefressen oder in die Tiefen des Weltraums geschleudert, und nun ist nur noch der konzentrierte galaktische Kern dieser einstigen Nomadengalaxie übrig.

5. Herschels Schmuckkästchen

Das Schmuckkästchen ist eine Gruppe junger, verwandter Sterne, die gemeinsam durch den Weltraum schweben. Der Sternhaufen ist mit bloßem Auge ganz in der Nähe von Beta Crucis im Kreuz des Südens zu finden, obwohl er als schwacher Stern durchaus übersehen werden kann. Mit einem Fernglas kann man seine wahre Natur erkennen und etwa 10 winzige Sterne ausmachen, aber erst durch ein Teleskop erwacht das Objekt wirklich zum Leben.

In einer Entfernung von etwa 6.500 Lichtjahren leuchtet diese Gruppe von etwa 100 heranwachsenden Sternen in einer Kakophonie von Grün-, Blau-, Orange- und Rottönen. Die verschiedenen Farben stehen für die verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung. Da sie alle miteinander verwandt sind, d. h. gleich weit entfernt, gleich alt und aus demselben Material bestehen, ermöglichen diese Haufen den Astronomen direkte Vergleiche mit anderen Haufen, was uns ein besseres Verständnis der stellaren Entwicklung ermöglicht.

Juwelenschachtel Nachthimmel

Das Schmuckkästchen verdankt seinen Namen den Farben der Sterne und wurde von John Herschel als „...ein großartiges Schmuckstück“ beschrieben. Sein berühmtestes Merkmal ist eine Reihe von drei bunten Sternen, die man leicht durch ein Gartenteleskop sehen kann. Diese drei Sterne leuchten rot, orange und grün und werden aufgrund dessen als „Ampel“ bezeichnet.

Nur einige von vielen

Diese Liste ist keineswegs vollständig und es gibt Unmengen weiterer Objekte am südlichen Himmel zu entdecken. Ein einfaches Fernglas, eine Stargazing-App und etwas Fantasie sind alles, was benötigt wird, um die reichen Sternenfelder der südlichen Hemisphäre zu erkunden. Viel Spaß beim Sternesuchen!

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