Mustang-Kamera mit Blick auf die Herde

Um den Fortbestand kämpfen

Ressourcenkonflikt: Wildpferde in den USA

Der Mustang wird nicht nur von Pferdeliebhabern bewundert. Diese Pferderasse, die wild in den USA lebt, ist zwischen 1,40 und 1,60 Meter groß, hat starke Hufe, einen robusten Körperbau und kommt in allen Farben vor. Mustangs gelten als zäh, genügsam, ausdauernd, lernfreudig und intelligent. Sie können stur sein, einen starken Willen haben oder auch zurückhaltend sein.

Die Entwicklung der Mustangs in den USA

Mustangs leben auf öffentlichem Land in den USA. Das Bureau of Land Management (BLM) verwaltet und reguliert dieses Land. Im frühen 20. Jahrhundert lebten schätzungsweise 1 - 2 Millionen wilde Mustangs in den USA. Aufgrund der historischen Entwicklung der Mustangs ist diese Population stark zurückgegangen.

BLM in der Kritik

In den 2000er Jahren verschlimmerte eine Dürre in den USA die Wasser- und Futterknappheit in den Gebieten der Mustangs. Viele Pferde starben. Die Treibjagd auf Wildpferde mit Hubschraubern wurde wieder erlaubt, und viele Mustangs wurden eingefangen, um sie vor dem Verhungern zu retten. Tierschützer halten die Dürre jedoch für ein vorgeschobenes Argument und sehen diese Maßnahmen eher als Gefälligkeit des BLM gegenüber den Lobbyisten. Sie werfen dem BLM vor, aus wirtschaftlichen Gründen an einer Vergrößerung der Rinderherde interessiert zu sein.

Mustang-Konflikt

In den letzten Jahren gab es immer wieder Schlagzeilen, dass das BLM mit der hohen Population von Wildpferden überfordert ist. 2016 wurde die Regierung wegen eines geplanten Massenabschusses von rund 45.000 Wildpferden heftig kritisiert. 2018 hieß es, dass das BLM rund 2.000 geschützte Mustangs an Schlachthöfe verkauft hat. Tierrechtsaktivisten haben eine Populationskontrolle durch Präventionsmaßnahmen als alternative Lösung vorgeschlagen.

»In der Wildnis geboren und aufgewachsen, müssen Mustangs intelligent, widerstandsfähig, trittsicher und gesund sein, um die Strapazen eines Pferdes zu überleben.«
Große Mustang-Herde

Sind Mustangs schützenswert oder eine invasive Art?

Das BLM fungiert als Vermittler, um die Interessen von Landwirten und Lobbyisten auf der einen und Tierschutzaktivisten auf der anderen Seite zu balancieren. Mustangs sind Gegenstand einer lebhaften Debatte.

Argumente von Landwirten und Lobbyisten:

  • Der Mustang ist eine "invasive Art", die das ökologische Gleichgewicht zerstört.
  • Der Mustang ist ein Nahrungskonkurrent für ihre Rinder. Diese Rinder sind ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage.
  • Vorwurf an das BLM: Zu langsame oder ausbleibende Herdenreduzierungen.

Argumente von Tierrechtsaktivisten:

  • Rinder werden als "invasive Art" betrachtet.
  • Das Einfangen per Hubschrauber wird als tierquälerisch angesehen. Stattdessen werden Investitionen in Maßnahmen zur Fruchtbarkeitskontrolle gefordert.
  • Vorwurf an das BLM: Nach dem Einfangen von Mustangs gibt es eine höhere Besetzungsrate durch Rinder (kein echter Interessenausgleich, sondern wirtschaftliches Interesse).
»Der Kongress stellt fest und erklärt, dass wilde, freilaufende Pferde lebende Symbole des historischen und pionierhaften Geistes des Westens sind«
– US-Regierung, 1971

Mustang-Haltungsformen und die Beziehung zwischen Wildpferden und Menschen

Vereinfacht ausgedrückt, kann die Natur im Konflikt mit der Kultur gesehen werden. Wildnis ist das Gegenteil von kulturell geprägten Gesellschaften. Diese Sichtweise ist jedoch sehr schwarz-weiß. Aber es gibt viele Ebenen dazwischen. Es stellt sich daher die Frage, wie ein Konzept für eine adäquate Beziehung zwischen Wildpferden und Menschen aussehen könnte.

1. Staatliche Gefängnisse

Viele Mustangs werden von Insassen in staatlichen Gefängnissen gezähmt. Das Colorado Wild Horse Inmate Program ist ein Beispiel dafür. Mehr als 5.000 ehemals wilde Pferde wurden hier halfterführig gemacht. Sobald die Pferde daran gewöhnt sind, an den Menschen gewöhnt zu sein, können sie verkauft werden. Für die Gefängnisse ist das ein doppelt profitables Programm. Das Programm bringt Wirtschaftlichkeit und unterstützt die Resozialisierung der Insassen.

Die Analogie ist offensichtlich: Pferd und Insasse sind beide gefangen. Beide sind Wesen, denen ihre Freiheit verwehrt wird. Beide sollen durch Domestizierung und Resozialisierung in die Lage versetzt werden, ein integrierter Teil der Gesellschaft zu werden.

2. Freigehege

Das Freigehege wird hauptsächlich für ältere, nicht vermittelbare Mustangs genutzt. Die Personen, die ein solches Freigehege betreiben, werden vom BML bezahlt. Sie erhalten eine kostendeckende Festvergütung pro Pferd. Weitere Einnahmen werden durch touristische Aktivitäten erzielt. Es werden geführte Touren zu den Herden angeboten, die den Besuchern einen direkten Kontakt mit der "Wildnis" versprechen.

Diese Art von Projekt wird von Tierschützern befürwortet, die diese Art der Mustang-Haltung für die artgerechteste halten. Ein Beispiel hierfür ist das Mustang Monument Wild Horse Eco-Resort .

3. Versteigerungen

Um die Wildpferdeherden zu reduzieren, verlässt sich das BLM hauptsächlich auf den Verkauf von Mustangs an Privatpersonen. Dieser Verkauf wird in der Regel in Form von Auktionen durchgeführt. Der Startpreis von 125 $ wird selten überboten. Zwischen 1971 und 2011 wurden etwa 194.000 ehemals wilde Pferde durch das Programm "Adopt a horse" des BLM in Privatbesitz überführt. Nach dem Motto "von wild zu sanft" wird Wildnis zum Kauf angeboten.

4. Wilde Mustangherden

Auch wilde Mustangherden können nicht als unabhängig von der Gesellschaft betrachtet werden. Sie werden gezählt und beobachtet. Es werden Daten über ihre Fruchtbarkeit, Geschlechterverteilung und Genvielfalt (Farben) gesammelt. Der Mensch kontrolliert die Weidegebiete der Mustangs, und die Mustangs sind ein Element des Populationsmanagements. Ob die Mustangs in der Wildnis bleiben können oder eingefangen werden, ist das Ergebnis einer Kalkulation.

Das Beispiel der Mustangs in den USA verdeutlicht die Komplexität der räumlichen Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Das muss weiter untersucht und verstanden werden. Immer häufiger lesen wir in den Medien von "Wildtierkonflikten". Sei es in Deutschland im Zusammenhang mit Wölfen, in Afrika im Zusammenhang mit Elefanten oder in vielen anderen Teilen der Welt.

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