Der Sonnenfisch - eine lebende Anomalie
Der Meeressonnenbarsch, auch Mola genannt, ist vielleicht der seltsamste Fisch der Welt. Er hat keine Schwanzflosse, kann kaum schwimmen und ist eine leichte Beute für Raubtiere und Parasiten. Wie schafft es dieses Meeresungeheuer also zu überleben?
Das Meer hat keinen Mangel an seltsamen und wunderbaren Kreaturen. Der Sonnenbarsch gehört jedoch zu den ungewöhnlichsten Bewohnern des Ozeans. Dieses riesige, scheibenförmige Tier kommt in warmen und gemäßigten Gewässern weltweit vor. Es ähnelt einer riesigen, prähistorischen Mischung aus Wal, Hai und Fisch, die in zwei Hälften geteilt wurde.

Der Sonnenbarsch ist der größte Knochenfisch der Welt und kann bis zu 3,3 Meter lang und über 2000 Kilogramm schwer werden. Dieses silbrig-weiße Tier hat Rückenflossen und eine Afterflosse, aber nur winzige, abgerundete Brustflossen. Diese kleinen Anhängsel machen den Sonnenbarsch zu einem langsamen und unbeholfenen Schwimmer, der zudem sehr schwerfällig ist. Daher ist er ein leichtes Ziel für Raubtiere wie Haie, Seelöwen und Orcas. Die langsame Fortbewegung der Art macht sie außerdem anfällig für Parasitenbefall.
Im Grunde ist der Sonnenbarsch ein treibender, wehrloser Klumpen, der sich hauptsächlich auf die Meeresströmungen verlässt, um sich zu bewegen. Dieses merkwürdige Wirbeltier scheint ein evolutionärer Flop zu sein - eine Art, die eigentlich ausgestorben sein sollte. Wie kann er also überleben? Die Antwort ist, dass der Sonnenbarsch über ein ganzes Arsenal einzigartiger evolutionärer Taktiken verfügt.
Wissenswertes über den Sonnenbarsch
- Mola bedeutet im Lateinischen "Mühlstein" und beschreibt die runde Form des Sonnenbarsches.
- Sonnenbarsche sind für den Menschen harmlos. Außerdem sind sie neugierige Tiere, die sich oft Tauchern nähern, um einen Blick darauf zu werfen.
- Der Sonnenbarsch sieht zwar prähistorisch aus, gehört aber evolutionär gesehen zu den jüngsten Fischen der Familie.
- Wissenschaftler schätzen, dass die ersten Fischarten der Welt vor etwa 500 Millionen Jahren entstanden sind. Die Forschung zeigt jedoch, dass der Sonnenbarsch erst seit etwa 50 Millionen Jahren existiert.
Natürlicher Schutz vor Räubern
Auch wenn der Sonnenbarsch eine offensichtliche und problemlose Nahrungsquelle für Raubtiere zu sein scheint, ist dies nicht der Fall. Diese Tiere haben eine schwielige, ledrige Haut und harte Schuppen, die es ihnen schwer machen, gefressen zu werden. Außerdem ist es aufgrund ihrer enormen Größe unmöglich, sie ganz zu verschlucken. Und zu allem Überfluss bietet das Fleisch der Sonnenfische nur einen geringen Nährwert. Infolgedessen meiden ihre natürlichen Feinde sie oft, wenn es bequemere Beute gibt.
Das Ruder des Sonnenbarsch
Sonnenbarsche werden mit einer Rückenflosse geboren, die sich jedoch nicht zu einem typischen Fischschwanz entwickelt. Sonnenbarsche haben auch keine axialen Muskeln, die es den meisten Fischen ermöglichen, ihren Körper seitlich zu beugen und sich dadurch vorwärts zu bewegen. Stattdessen faltet sich ihre Rückenflosse zu etwas zusammen, das Wissenschaftler “Clavus” nennen. Es mag wie eine körperliche Missbildung erscheinen, aber der Clavus erfüllt einen wichtigen Zweck. Er fungiert als natürliches Ruder und hilft dem Sonnenbarsch, sein hohes Gewicht durch das Wasser zu lenken.

Sonnenbarsch legt Millionen Eier
Die meisten Fische legen große Mengen an Eiern. Der Beluga-Stör zum Beispiel legt jährlich etwa sieben Millionen Eier, während der Rote Thun bis zu 30 Millionen Eier pro Jahr legt. Sonnenbarsche sind jedoch ungewöhnlich produktive Eierproduzenten - sie können in einer Brutsaison weit über 300 Millionen Eier legen. Vor kurzem entdeckten Wissenschaftler ein 2,2 Meter langes Sonnenbarschweibchen, das fast eine Milliarde Eier in verschiedenen Entwicklungsstadien trug.
Diese enorme Fortpflanzungskapazität erhöht die Überlebenschancen der Art erheblich. Aufgrund der großen Anzahl von Eiern sind die Larven des Sonnenbarsches jedoch winzig - etwa einen Viertelzentimeter lang. Ausgewachsene Sonnenbarsche werden über drei Meter lang. Um diese kolossale Größe zu erreichen, müssen sie ihr Gewicht während ihrer Entwicklung etwa 60 Millionen Mal erhöhen.

Lieblingsnahrung: Quallen
Der Sonnenbarsch ernährt sich manchmal von Plankton, kleinen Fischen und Krustentieren. Seine Lieblingsspeise sind jedoch Quallen, die ähnlich wie der Sonnenbarsch selbst langsam durch den Ozean treiben. Daher sind diese treibenden Wirbellosen ein relativ leichter Fang für den langsam schwimmenden Sonnenbarsch.
Bekämpfung von Parasiten
Weil er sich so langsam bewegt, ist der Sonnenbarsch anfällig für Parasiten. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass bis zu 40 Parasiten diese sanften Wasserriesen gleichzeitig befallen können. Die Sonnenbarsche haben jedoch clevere Methoden entwickelt, um mit dieser Plage umzugehen:
- Sie schwimmen oft auf der Meeresoberfläche, so dass vorbeifliegende Möwen und andere Vögel die Parasiten von ihnen abpicken.
- Ihre Haut ist mit einer Schleimschicht überzogen, die hilft, die Parasiten abzuwehren.
- Manchmal brechen sie über die Meeresoberfläche, um die Parasiten abzuschütteln.
Die einzigartigen evolutionären Merkmale des Sonnenbarsches haben es ihm ermöglicht, seit Millionen von Jahren zu überleben. Dennoch stuft die IUCN diese erstaunliche Art derzeit als gefährdet ein. Die Art ist zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt, darunter Bootskollisionen, Fischernetze und Plastikverschmutzung. Dennoch fanden Fischer im Oktober 2022 vor der Küste Floridas den größten jemals aufgezeichneten Sonnenbarsch.
Leider war das Tier verstorben, vermutlich durch einen Zusammenstoß mit einem Boot. Es handelte sich um einen Buckelkopf-Sonnenbarsch (Mola Alexandria), der erstaunliche 2744 Kilogramm wog - etwa so viel wie ein SUV. Der Sonnenbarsch ist möglicherweise als Art gefährdet, und es sind gezielte Schutzmaßnahmen erforderlich, um sein Überleben zu sichern. Diese bahnbrechende Entdeckung ist jedoch ein Beweis für das unglaubliche Leben, das unsere Ozeane noch beherbergen können
Der erstaunliche Überlebenskünstler der Ozeane
Trotz seiner seltsamen Form und seiner scheinbaren Verwundbarkeit ist der Sonnenfisch ein wahres Wunder der Evolution. Seine einzigartigen Anpassungen, von der ungewöhnlichen Schwimmweise bis hin zu seinen ausgeklügelten Abwehrmechanismen gegen Parasiten, ermöglichen es ihm, in den Weltmeeren zu überleben. Doch dieser faszinierende Riese steht vor großen Herausforderungen und ist auf unsere Schutzmaßnahmen angewiesen. Die Entdeckung des größten jemals aufgezeichneten Sonnenfisches erinnert uns daran, welch unglaubliches Leben in unseren Ozeanen verborgen ist und wie wichtig es ist, dieses Leben zu bewahren.
Quellenverweise:
Monterey Bay Aquarium
Smithsonian Magazine
Melde Dich für den Newsletter an
Mit Klick auf “Jetzt Abonnieren” abonniere ich den Conscious Explorer Newsletter mit allen Infos rund um bewusstes Reisen. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz des Versanddienstleisters MailChimp, Protokollierung der Anmeldung und Deinen Wiederrufsrechten erhältst Du in unserer Datenschutzerklärung.