Versteckt vor aller Augen - Tarnung bei Tieren
Tiere verfügen über eine Vielzahl von Überlebensstrategien. Eine der interessantesten und wertvollsten davon ist die Tarnung. Sie ist eine der ersten Verteidigungslinien von Tieren und gleichzeitig ein brillanter Angriff-Mechanismus.
Die Tarnung ermöglicht es vielen Wildtierarten, sich vor ihren Feinden zu verstecken und sich gleichzeitig unbemerkt an ihre Beute heranzuschleichen. Es gibt viele Formen der Tarnung, einschließlich der Mimikry – wenn Tiere andere nachahmen, um sich zu schützen oder um Beute anzulocken.
Bestimmte Tierarten verlassen sich jedoch ausschließlich auf physische Merkmale, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben, um in ihrem natürlichen Lebensraum unentdeckt zu bleiben. Die folgenden Tiere gehören zu den weltweit geschicktesten Meistern der Tarnung.
Welche Tiere nutzen Tarnung?
Gabunviper – Meister der Hintergrundanpassung
Ironischerweise sind einige der einzigartigsten und auffälligsten Tiere auch die schwierigsten, in ihrer natürlichen Umgebung zu entdecken. Ein Beispiel ist die Gabunviper. Betrachtet man sie allein vor einem neutralen Hintergrund, wirken ihre Zeichnungen dramatisch. Doch wenn diese Schlangen bewegungslos zwischen trockenen Blättern auf dem Waldboden ruhen, sind sie nahezu unsichtbar.

Die Gabunviper ist die größte Viper Afrikas und zugleich eine der gefährlichsten Giftschlangen des Kontinents. Diese Ottern können bis zu 1,8 Meter lang und 20 Kilogramm schwer werden, während ihre Köpfe an der breitesten Stelle bis zu 15 Zentimeter messen können.
Außerdem können die Fangzähne der Gabunviper bis zu fünf Zentimeter lang werden – die längsten unter den giftigen Schlangen Afrikas. Sie kann enorme Mengen an Gift mit einem einzigen Biss injizieren. Diese Schlangen sind dafür bekannt, stundenlang bewegungslos zu verharren, was für ihre Tarnung entscheidend ist. Doch wenn sie zuschlagen, tun sie dies blitzschnell.
Zebra – Meister des Lichtspiels
Andere Tiere verlassen sich auf die Schwächen ihrer Feinde, um für sie unsichtbar zu bleiben. Ein Beispiel ist das Zebra, ein pflanzenfressender Verwandter des Pferdes, der in Afrika heimisch ist. Zebras haben markante schwarze und weiße Streifen, die bei jedem Individuum ein einzigartiges Muster bilden.
Aufgrund dieser auffälligen Zeichnung stechen Zebras dem menschlichen Auge auf offenem Gelände sofort ins Auge. Doch wenn sie von hohem Gras und Büschen umgeben sind, verschmelzen ihre Streifen mit dem Licht und den Schatten.
In solchen Umgebungen sind Zebras selbst für Menschen mit vollem Farbsehvermögen schwer zu entdecken. Der bedeutendste Feind des Zebras ist jedoch der Löwe. Wie viele andere Tiere haben Löwen ein dichromatisches Sehvermögen, was bedeutet, dass sie nur zwei Zapfen in ihren Augen haben, um Farben wahrzunehmen, während Menschen drei haben.
Daher sind Löwen weniger empfindlich gegenüber Farbkontrasten und haben Schwierigkeiten, die Graser in überwucherten Gebieten zu erkennen. Darüber hinaus bewegen sich Zebras in großen Herden und verbringen viel Zeit damit, ruhig und dicht nebeneinander zu grasen. Aus der Perspektive eines Löwen ist es daher äußerst schwierig, einzelne Zebras innerhalb der Herde zu identifizieren.
Chamäleon – Meister der Farbveränderung
Chamäleons, Mitglieder der Familie der Echsen, sind die ultimativen Meister der Tarnung an Land. Diese Reptilien haben die erstaunliche Fähigkeit, ihre Hautfarbe und -muster nach Belieben zu verändern, und das aus verschiedenen Gründen. Erstens können sie ihre Körpertemperatur regulieren, indem sie heller werden, um Wärme abzugeben, oder dunkler, um Wärme aufzunehmen.
Chamäleons nutzen auch Farbveränderungen, um mit anderen Chamäleons zu kommunizieren – sie verwenden leuchtende Farben, um Rivalen zu warnen oder Partner anzulocken. Außerdem nutzen sie Tarnung, um sich vor Feinden zu verstecken und sich unbemerkt an ihre Beute heranzuschleichen. Chamäleons ernähren sich typischerweise von Insekten und Würmern, doch größere Arten können auch kleine Vögel und Nagetiere fressen.
Diese Echsen können ihre Farben wechseln, dank einer unglaublichen biologischen Anpassung. Ihre oberste Hautschicht enthält Farbpigmente, während darunter ein komplexes Netzwerk von Zellen liegt. Wenn diese Tiere ihre Farbe ändern müssen, sendet ihr Gehirn Signale an diese Zellen, damit sie sich vergrößern oder verkleinern. Durch diesen Prozess werden Pigmente aus verschiedenen Zellen freigesetzt, die sich zu neuen Hautfarben vermischen.
Chamäleons verlassen sich jedoch nicht ausschließlich auf ihre Tarnung, um ihre Ziele zu erreichen. Im Gegensatz zu den meisten Tieren können sie ihre Augen in verschiedene Richtungen gleichzeitig drehen, sodass jedes Auge eine andere Perspektive hat. Dadurch können sie in alle Richtungen schauen, ohne ihren Kopf zu bewegen und somit die Aufmerksamkeit von Feinden zu erregen.
So können sie mit einem Auge nach Feinden Ausschau halten und mit dem anderen ihre Beute ins Visier nehmen. Getarnt durch ihre natürliche Unsichtbarkeit bewegen sich diese einzigartigen Echsen langsam, Schritt für Schritt. Ihre langsame Bewegung ist die perfekte Ergänzung zu ihrer Tarnung und ermöglicht es ihnen, sich heimlich an ihre Beute heranzuschleichen, während sie den Blicken der Feinde entgehen.
Außerdem haben Chamäleons außergewöhnlich lange Zungen, die länger sind als ihr Körper und Schwanz zusammen. Diese klebrigen Anhängsel dienen als weiteres Geheimnis ihrer Tarnung. Sie ermöglichen es den Echsen, Nahrung aus großer Entfernung anzuvisieren, sodass sie unentdeckt bleiben, bevor sie angreifen. Wenn sie dies tun, zeigt sich, dass ihre lethargische Bewegung ihre wahren Fähigkeiten verbirgt. Studien haben gezeigt, dass Chamäleons bis zu vier Fliegen in drei Sekunden fangen können.
Schneeleopard – Meister des Verschwindens
Von allen Säugetieren sind Katzen wohl die geschicktesten Tarnkünstler und dafür bekannt, in freier Wildbahn schwer zu entdecken zu sein. Ihre Unauffälligkeit verdanken sie einer Kombination aus physischen Merkmalen und ihrer heimlichen Art, sich zu bewegen. Viele Katzen können perfekt mit ihrer Umgebung verschmelzen, da ihre Farben und Muster genau zu ihrem Lebensraum passen. Darüber hinaus sind Katzen Meister darin, sich lautlos zu bewegen.

Der Schneeleopard ist der Meister der Tarnung unter den Katzen. Dieses bemerkenswerte Tier lebt in höheren Lagen als jede andere Katze auf der Erde und ist notorisch schwer zu entdecken. Daher wird es auch als „Geist der Berge“ bezeichnet. Der Schneeleopard hat ein dichtes, flauschiges Fell, das im Winter silbergrau und im Sommer sandgelb wird. Die Rosettenmuster auf seinem Fell sind ebenso entscheidend für die Tarnung dieses Raubtiers.
Vor einem Hintergrund aus felsigen Berggipfeln und schneebedeckten Hängen ist diese Katze fast unmöglich zu erkennen. Wenn das Wetter wärmer wird und das Eis schmilzt, wagt sich der Schneeleopard von den Berggipfeln in die fruchtbaren Wälder hinab. Dort ist er in den gefleckten Sonnenstrahlen und den dunklen Schatten der Wälder genauso gut getarnt wie in den felsigen Berglandschaften. Darüber hinaus reflektiert das Fell des Schneeleoparden helles Sonnenlicht, was es schwierig macht, ihn selbst bei klarem Tageslicht zu erkennen.
Clownfisch – Meister der Gifte
Der Clownfisch ist einer der wenigen Fische, die Anemonen als Tarnquelle nutzen können. Anemonen haben stechende Tentakel, die viele kleine Meerestiere, einschließlich vieler Fischarten, töten. Der Clownfisch hat jedoch eine Taktik entwickelt, die ihn gegen diese Gifte immun macht. Er stiehlt eine chemische Substanz von den Anemonen und reibt sie auf seinen Körper, sodass die Anemonen ihn nicht als Beute erkennen. Auf diese Weise kann er sich mit seinem bunt gestreiften Körper zwischen den giftigen Tentakeln der Anemone verstecken.
Bemerkenswerterweise haben auch andere Arten, wie der Kardinalfisch, begonnen, die gleiche Methode zu nutzen, um Anemonen zu überlisten. Infolgedessen wetteifern sie nun mit den Clownfischen darum, die kostbaren, von diesen potenziell giftigen Wirbellosen gebotenen Tarnmöglichkeiten zu besetzen.
Oktopus – Meister der Innovation
Während das Chamäleon der Meister der Tarnung an Land ist, ist der Oktopus zweifellos der König der Tarnung im Meer. Es gibt weltweit etwa 300 Oktopusarten, und alle gehören zu den intelligentesten wirbellosen Tieren der Welt.
Dieses erstaunliche Tier kann sofort seine Texturen, Farben und Muster ändern, um sich seiner Umgebung anzupassen. Dies geschieht durch eine Kombination speziell angepasster Muskeln und eines Netzwerks von Pigmentzellen in seiner Haut. Diese physischen Eigenschaften ermöglichen es dem Oktopus, seine unmittelbare Umgebung nahtlos nachzuahmen.
Darüber hinaus hat der Oktopus kein Exoskelett. Dadurch kann er sich in kleine Löcher, Spalten und Winkel quetschen, um sich weiter zu tarnen und für Feinde unerreichbar zu bleiben. Wenn diese Taktiken ihn nicht vor einem Angreifer schützen können, hat der Oktopus noch einen weiteren Trick auf Lager. Er stößt eine Wolke von schwarzer Tinte aus, die das Wasser trübt und die Sicht und den Geruch des Feindes stört.
Zusätzlich bauen diese hochintelligenten Tiere gelegentlich ihre eigene provisorische „Schalenrüstung“, wenn sie bedroht werden. In der Dokumentation Mein Oktopus-Lehrer wird aufgezeichnet, wie ein Oktopus, der von einem Feind bedroht wird, Muscheln und Steine vom Meeresboden aufnimmt und sich damit zum Schutz umhüllt. Dieser einfallsreiche Schutz dient dem doppelten Zweck, sowohl als Tarnung als auch als Verteidigung zu wirken.
Schließlich nutzt der geniale Oktopus gelegentlich Mimikry als Tarnungsmechanismus. Er ahmt giftige Tiere wie den Streifen-Sole oder die See-Qualle nach, um Raubtiere abzuschrecken. Diese Meerestiere verwenden Tarnung auf die vielfältigsten und innovativsten Weisen aller Wildtiere.
Melde Dich für den Newsletter an
Mit Klick auf “Jetzt Abonnieren” abonniere ich den Conscious Explorer Newsletter mit allen Infos rund um bewusstes Reisen. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz des Versanddienstleisters MailChimp, Protokollierung der Anmeldung und Deinen Wiederrufsrechten erhältst Du in unserer Datenschutzerklärung.