Die verborgenen Wälder Großbritanniens regenerieren
Im Herzen der East Midlands arbeitet Wilder International mit der Sutton Bonington Climate Crisis and Biodiversity Action Group zusammen, um dem Sutton Bonington Nature Reserve neues Leben einzuhauchen. Gleichzeitig kooperieren sie mit der University of Nottingham, um die nahegelegenen Diamond Jubilee Woodlands zu bereichern.
Ihre Arbeit geht weit über einfache Pflege hinaus: Von praktischer Landschaftspflege bis hin zu detaillierten Arten- und Habitatuntersuchungen stellen sie sicher, dass diese Grünflächen sowohl für Tiere als auch für Menschen gedeihen.
Doch das ist noch nicht alles: Über Community-Workgroups lädt Wilder International die lokalen Anwohner ein, selbst aktiv zu werden, und fördert so eine tiefere Verbindung zwischen Mensch und Natur – direkt vor der eigenen Haustür. Wir haben mit Lorraine Miller, Mitgründerin von Wilder International, über die laufenden Naturschutzmaßnahmen gesprochen.

Lorraine, warum liegt Dir der Schutz heimischer Arten am Herzen?
Ich arbeite regelmäßig im Ausland mit Schutzgebieten und Rettungszentren in Asien und Afrika, die extrem charismatische Arten in sehr bekannten Lebensräumen unterstützen.
Viele Menschen kennen die Bedrohung durch Orang-Utans in Indonesien oder den illegalen Tierhandel in Uganda, doch oft ist ihnen nicht bewusst, wie es um unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt hier in Großbritannien steht.
Ich habe das Glück, in einer sehr ländlichen, grünen Gegend zu leben, doch selbst hier sind die Lebensräume oft zersplittert – ähnlich wie die Regenwälder, für deren Schutz Menschen weltweit kämpfen. Sie benötigen genauso viel Aufmerksamkeit, wenn nicht sogar mehr, damit heimische Arten hier gedeihen können.
Als wir begannen, die drei Wälder, in denen wir arbeiten, zu überwachen, stellten wir fest, dass sie unglaublich artenreich sind. Viele dieser Tiere werden jedoch selten gesehen oder dokumentiert und erhalten daher nur minimale Unterstützung im Hinblick auf Habitatmanagement.
Die hier vorkommenden Arten mögen nicht so bekannt sein wie Elefanten oder Gorillas, doch der Schutz von Wirbellosen, Amphibien, Reptilien und kleinen Säugetieren in Großbritannien ist von entscheidender Bedeutung: Sie bilden die Grundlage der Nahrungskette und sind wesentlich für die Erholung der Natur und das Funktionieren des Ökosystems.
Welche Meilensteine im Naturschutz gab es bisher?
Wir sind erst seit Anfang 2025 als gemeinnützige Organisation registriert, und die Arbeit in den heimischen Wäldern von Sutton Bonington war eines der ersten Projekte, die wir übernommen haben.
In Zusammenarbeit mit der lokalen Community-Gruppe und der Universität haben wir bereits viele bemerkenswerte Verbesserungen an allen drei Standorten erreicht: neue Hecken, das Freischneiden überwucherter Bereiche und die Entfernung von über 3.000 beschädigten Baumschutzvorrichtungen.
Mehr als 80 Freiwillige haben sich aktiv an der Landschaftspflege beteiligt – eine großartige Gelegenheit für Bildung und Engagement. Außerdem konnten wir ungewöhnliche Arten wie Otter, Iltisse und Hermeline auf unseren Kamerafallen dokumentieren, die zuvor nicht in der Gegend erfasst wurden, sowie viele andere einheimische Arten, darunter Dachse, Mäuse, Füchse, Rehe, Hasen und zahlreiche Vogelarten wie Reiher und Eisvögel.
Währenddessen haben wir auch wertvolle Partnerschaften mit dem Wildlife Trust und dem Canals and Rivers Trust aufgebaut, um sicherzustellen, dass unsere Arbeit mit anderen lokalen Naturschutzbemühungen abgestimmt ist.
Wie trägt die Verminderung von Nerzen dazu bei, die einheimische Biodiversität zu schützen?
Der Amerikanische Nerz ist eine invasive Art in Großbritannien und trägt zum Rückgang heimischer Vögel und Säugetiere bei, etwa Wasserratten, Mäuse und nistende Vögel. Außerdem verdrängt er einheimische Marderarten wie Iltisse und Otter.
Größere Naturschutzorganisationen wie der Wildlife Trust setzen gezielte, humane Bekämpfungsmethoden als Teil ihrer Strategien zum Schutz von Wasserratten ein. Wir dokumentieren jeden Fund von Nerzen und anderen invasiven Arten und geben diese Informationen an die Organisationen weiter.
So arbeiten wir gemeinsam mit Wildlife Trust und Canals and Rivers Trust daran, invasive Populationen zu kontrollieren und den Fortbestand heimischer Arten zu sichern.
Da wir sowohl einheimische Marderarten als auch Nerze auf unseren Kamerafallen dokumentiert haben, ist das Gebiet für diese Organisationen besonders interessant als potenzieller Standort für zukünftige Programme.
An welchen Projekten zur Wiedereinführung heimischer Arten arbeitet ihr?
Mitglieder unseres Teams haben ihre Fähigkeiten erweitert und bauen Kapazitäten für Wiedereinführungsprojekte auf, indem sie an Wiedereinführungs-Workshops und Trainingsbefragungen für Arten wie Wasserratten und Feldmäuse teilnehmen.
Wir arbeiten mit Gruppen wie dem Wildlife Trust und der British and Irish Association of Zoos and Aquariums zusammen, um sicherzustellen, dass Du, sobald geeignete Lebensräume identifiziert oder geschaffen wurden, bereit bist, diese Projekte praktisch umzusetzen.
Da die Gebiete, die Du betreust, und andere lokale Gebiete erstklassige Lebensräume für diese einheimischen Arten sind, ist es wichtig, sich mit anderen Naturschutzorganisationen zusammenzuschließen, um Deine Erfolgschancen bei der Wiedereinführung britischer Arten zu maximieren.
Die Wiedereinführung dieser Arten ist ein langwieriger Prozess, und es gibt viele Herausforderungen, einschließlich des Habitatmanagements, um sicherzustellen, dass alle wieder eingeführten Tiere die besten Überlebenschancen haben, aber gleichzeitig die Umwelt oder andere einheimische Artenpopulationen nicht nachhaltig negativ beeinflusst werden.
Eine weitere Herausforderung sind Genehmigungen der Landbesitzer und die korrekte Dokumentation für die Durchführung dieser Arbeit, da viele Standorte oft mehrere Interessengruppen überschneiden. Ein weiteres häufiges Problem bei den meisten dieser größeren Projekte ist natürlich die Finanzierung. Wiedereinführungsprojekte sind oft kostenintensiv in Bezug auf Mittel, Ressourcen und Zeit von Personal/Freiwilligen, daher ist es entscheidend, die Kapazität zu haben, um sicherzustellen, dass diese Projekte erfolgreich sind.
Deshalb arbeiten Organisationen oft gemeinsam an einem Projekt, bündeln Ressourcen und Mittel, um ihre Mission zu erreichen.

Welche Rolle spielen Fledermaus- und Eulenhäuser für heimische Arten?
Zusätzliche Lebensräume und Nist- bzw. Schlafmöglichkeiten, wie Fledermaus- und Eulenhäuser, sind ein wichtiges Werkzeug im Management, um Arten zusätzlichen Raum zu bieten, wenn sie Schwierigkeiten haben, geeignete Nist- oder Überwinterungsplätze zu finden.
Dies ist oft in jüngeren Wäldern der Fall, wie den Gebieten, die wir in den East Midlands betreuen, in denen junge Bäume bestimmte natürliche Strukturen wie hohle Stämme, Risse oder Spalten noch nicht ausgebildet haben, die vielen Wirbellosen, kleinen Säugetieren und Vögeln als Zuhause dienen.
Nachdem wir unsere erste Runde von Fledermauskästen in diesen Wäldern aufgestellt hatten, konnten wir innerhalb der ersten Woche mindestens drei Fledermausarten beobachten, die sie nutzten. Das zeigt deutlich, dass hier ein Mangel an Schlaf- und Ruheplätzen besteht. Durch die Bereitstellung dieser künstlichen Kästen können wir den Druck auf die Arten verringern.
Da wir nun den Bedarf an alten Baumstrukturen in diesen jüngeren Wäldern besser verstehen, planen wir, diese Managementstrategie weiter auszubauen, indem wir sogenannte „Wood Mold“-Kästen aufstellen, die künstliche Lebensräume für Wirbellose schaffen, während die Bäume heranwachsen und ihre eigenen natürlichen Ritzen und Hohlräume bilden.
Wie gelingt der Ausgleich zwischen öffentlichem Zugang, menschlicher Aktivität und euren Naturschutzzielen?
Die Einbindung der Gemeinschaft ist entscheidend für den Erfolg jedes Naturschutzprojekts – egal ob es sich um Gorilla-Schutz in Afrika, Habitat-Protection in Asien oder Wiederaufforstung in Europa handelt.
Die Menschen, die am meisten Zeit in diesen Gebieten verbringen und dort leben und arbeiten, wo unsere Wildtiere zuhause sind, sind die wichtigsten Anspruchsgruppen des Projekts und müssen auch so behandelt werden. Die lokale Gemeinschaft nicht nur in die Planung, sondern auch in die Umsetzung und den gesamten Prozess einzubeziehen, sichert die Nachhaltigkeit des Projekts.
Außerdem ist es entscheidend, die Menschen über die vorhandenen Arten, ihre Bedeutung und Schutzmöglichkeiten aufzuklären, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. In Großbritannien beziehen wir so viele Menschen wie möglich in unsere Landmanagement-Arbeiten ein – von erfahrenen Fachkräften bis hin zu den jüngsten Mitgliedern der Gemeinschaft; jeder kann seinen Beitrag leisten.
Auch diejenigen, die nicht praktisch mitarbeiten können, werden eingebunden, indem wir ihnen Kamerafallenaufnahmen zeigen. So sehen sie, welche Arten in der Gegend leben und zu welcher Tageszeit, und entwickeln ein Gefühl von Verantwortung und Verbundenheit mit dem Land und seinen Bewohnern.
Die Resonanz der Gemeinschaft war fantastisch, besonders wenn neue Arten zu sehen sind, von denen sie nie gedacht hätten, dass sie direkt vor ihrer Haustür leben.
Welche Möglichkeiten gibt es für die lokale Community, sich einzubringen?
Hier in Großbritannien unterstützen wir die Sutton Bonington Climate Crisis and Biodiversity Action Group bei der Organisation monatlicher Arbeitsgruppen. Dabei haben Mitglieder der Gemeinde und der umliegenden Dörfer die Möglichkeit, aktiv an der Pflege und dem Management des Gebiets mitzuwirken.
Ob beim Anlegen von Hecken, beim Lichtungs- und Pflegeschneiden im Wald, beim Aufsammeln von Müll oder beim Wassertesten – die Gemeinschaft kann sich praktisch einbringen und so dazu beitragen, diese natürlichen Räume gesund und vielfältig zu erhalten.
Kürzlich haben wir zudem drei sehr engagierte Freiwillige rekrutiert, die uns bei der Analyse der Aufnahmen unserer Kamerafallen unterstützen. Ihre Aufgabe ist es, in jedem Foto oder Video die vorkommenden Arten zu identifizieren und diese im Wildlife Insight System zu dokumentieren – welche Arten wo und in welcher Häufigkeit vorkommen. Diese Daten können später die Naturschutzmaßnahmen gezielt informieren.
Besonders hilfreich ist dies beim Erkennen von bedrohten oder invasiven Arten
Welche zentralen Erkenntnisse habt ihr gewonnen?
Jedes Naturschutzprojekt erfordert viel Zeit, die oft hinter Schreibtischen oder am Telefon verbracht wird, um Beziehungen und Kooperationen aufzubauen.
Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Organisationen hilft, die Arbeit zu verteilen und erfolgreicher zu sein.

Welche neuen Initiativen oder Projekte stehen an, auf die ihr euch besonders freut?
In den nächsten Monaten starten wir eine Reihe spannender Projekte, darunter eine neue Partnerschaft zwischen Wilder International und dem Canals and Rivers Trust, um die Pflege des River Soar zu unterstützen, der durch einige unserer Waldgebiete fließt.
Dieses Projekt umfasst unter anderem Tierbestandsaufnahmen sowie die Pflege der Uferbereiche rund um die Wälder, um die aquatische Biodiversität und die Gesundheit des Flusses zu verbessern.
Außerdem setzen wir die Pflege der Wald- und Feuchtgebiete im Diamond Jubilee Woodland fort. Dazu gehört das Pflegen und Auslichten bestimmter Waldflächen sowie die Schaffung eines stabileren Feuchtgebiets durch die Entfernung ausgewählter Baumarten und die Anlage weiterer Teiche.
Ebenfalls wird unser Projekt zur Entfernung von Baumschutzvorrichtungen fortgesetzt: Zunächst beenden wir die Arbeiten am Soar Lane Standort, bevor wir das Projekt auf den zweiten Standort ausweiten. Mit rund 40.000 zu entfernenden Schutzvorrichtungen steht uns noch eine große Aufgabe bevor.
Doch mit der Unterstützung der Gemeinschaft und anderer Naturschutzorganisationen können wir sicherstellen, dass diese Wälder sowohl für die Tierwelt als auch für Menschen so gesund wie möglich bleiben.
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